"Da steckt doch noch mehr dahinter!?" - Von Umgang mit "hidden agendas" in der Mediation
Forum 4a
In Mediationsausbildungen taucht manchmal die Frage auf: Mediation wirke so konstruktiv und positiv. Aber könnten Parteien das Mediationsverfahren nicht auch manipulativ nutzen und es für ihre (heimlichen und im Zweifelsfall wenig konstruktiven) Ziele quasi zweckentfremden? In der Tat: Immer wieder entscheiden sich Beteiligte in einer Mediation bewusst dafür, nicht alle ihre Interessen offen auf den Tisch zu legen, sie verfolgen somit eine „hidden agenda“.
Und das ist menschlich und legitim – etwa weil es für das Ergebnis erfolgversprechend erscheint, weil es zur Wahrung des Selbstbilds dient oder weil es die Beziehung zur anderen Konfliktpartei (mutmaßlich) schont. Manchmal „riechen“ wir dies als Mediatorinnen und Mediatoren förmlich – und sind mitten im Dilemma. Einerseits haben wir den äußeren und inneren Auftrag, maximale Klarheit zu unterstützen, andererseits sind wir dem Prinzip der inhaltlichen Eigenverantwortung der Beteiligten verpflichtet. Einerseits sind wir geschult, über, unter und zwischen den Zeilen aktiv zuzuhören, andererseits gibt es da möglicherweise etwas, was nicht gehört werden soll – und womit wir eine (innere) Grenze der Beteiligten überschreiten würden.
Wie sieht also ein entspannter, pragmatischer und funktionaler Umgang mit hidden agendas in der Praxis aus – insbesondere wenn aus den verdeckten Interessen ein Fallstrick oder eine Blockade für den Mediationsprozess zu werden droht?
In diesem Forum wird es anhand von mehreren Fallbeispielen einerseits um Klarheit in der eigenen Haltung zu hidden agendas und andererseits um ein methodisches Repertoire im Umgang mit hidden agendas in verschiedenen Praxisfeldern von Mediation gehen.