Systemisches Konsensieren - ein Tool für Verhandlung und Mediation
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Wir sind es gewohnt, Entscheidungen nach dem Mehrheitsprinzip zu treffen. Mehrheitsentscheidungen sind problematisch, wenn sich eine annähernd gleiche Stimmenverteilung ergibt; bei einer Mehrzahl von Alternativen kann sich ein Vorschlag durchsetzen, obwohl er die Mehrheit gegen sich hat. So kann eine Gewinner-Verlierer-Situation eintreten und auf der Verliererseite Frustration entstehen, die bis zum Boykott eines gesamten Projekts führen kann.
Das Systemische Konsensieren ist eine innovative Methode, mit der nicht die Zustimmung, sondern der Widerstand von Vorschlägen gemessen wird. Die Alternative mit dem geringsten Widerstand hat die höchste Akzeptanz. Neben der valideren Akzeptanzprüfung ergeben sich weitere, oft entscheidende Vorteile. Wenn der Grund der Ablehnung sichtbar wird, kann dem in der Verhandlung Rechnung getragen werden; unter Umständen ergeben sich Optionen, die zuvor nicht im Blick waren. Weil das Maß des Widerstandes deutlich wird, kann in der Verhandlung zwischen einer knappen Abwägung des Abstimmenden und striktem Widerstand unterschieden werden. Und schließlich wird bei dieser Methode die Kampfsituation vermieden. Dadurch, dass jeder seinen Widerstand in abgestufter Weise einbringen kann, werden Befindlichkeiten berücksichtigt, und Enthaltungen sind eine seltene Ausnahme.
Das „Systemische Konsensieren“ kann in sämtlichen Entscheidungsprozes- sen, besonders auch in Mediationen und anderen ADR-Verfahren ge- winnbringend eingesetzt werden. Die Methode erfasst – wie die Mediation – Positionen, Interessen und Optionen. Bei der Bewertung der Optionen geht sie besondere Wege. Über den Widerstand, der einer Option entgegengebracht wird, wird die Nähe der Option zum Konsens gemessen. Es ist systemimmanent, die Wünsche und Bedürfnisse der jeweils anderen Konfliktpartei zu verstehen und in eigenen Vorschlägen möglichst zu berücksichtigen. Entgegenkommen ist systemisch Grundlage des Erfolgs.