Das Grußwort des Ministers
Sehr geehrte Damen und Herren,
Das Wirtschaftleben ist geradezu geprägt von Interessengegensätzen und Meinungsdifferenzen. Der Umgang mit Konflikten gehört nicht nur zum Unternehmensalltag, er hat auch hohe Relevanz mit Blick auf Kosten und Ressourcen. Steigende Kosten- und Methodensensibilität hat die Wirtschaft längst zur Auseinandersetzung mit dem Gesamtangebot an Instrumenten der Konfliktbearbeitung sowie zur Differenzierung und Systematisierung geführt. Dieser Innovationsprozess sollte besonders die Mediation begünstigen - so scheint es jedenfalls.
Bei genauerer Betrachtung stößt man auf ein Paradoxon. Zwar zeigen Studien, dass die Wirtschaft die Vorteile von außergerichtlichen Streitbeilegungsverfahren wie der Mediation durchaus erkannt hat und diese Instrumente sogar als gegenüber dem gerichtlichen Verfahren deutlich überlegen bewertet. Die gelebte Realität in den Unternehmen sieht aber anders aus: Die weitaus meisten Konflikte, die sich nicht im einfachen Verhandlungswege beilegen lassen, werden noch immer vor Gericht ausgetragen, die wenigsten im Wege der Schlichtung oder Mediation.
Nun sagt uns Erfahrung und Intuition, dass sich ein offenkundiger Widerspruch zwischen Erkenntnis und Handlung lösen lässt. Hierzu soll unser Kongress Impulse geben. Wir wollen uns mit den verschiedenen Bereichen und Facetten der Wirtschaftmediation befassen und mit einer differenzierten Betrachtung zu der bisweilen vermissten Konturenbildung beitragen. Wirtschaftsmediation befasst sich sowohl mit Konflikten zwischen Wirtschaftsteilnehmern (externe Konflikte) wie auch mit Differenzen im Konzern und im Unternehmen. So kommt die Mediation auch als Methode der internen Führung und Konfliktbearbeitung in den Blick - sowohl in Unternehmen wie auch im öffentlichen Bereich. Ferner wollen wir uns in Anknüpfung an vergangene Kongresse mit der Rolle der Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte in der Mediation befassen, wissen wir doch nur zu gut, dass der Anwaltschaft als Lotse ihrer Mandantschaft durch die Landkarte der Konfliktlösungsmethoden eine, wenn nicht die Schlüsselstellung zukommt. Und schließlich möchten wir Sie anregen, über den Tellerrand der Mediation hinauszublicken und sich der Konfliktbearbeitung über eine außergewöhnliche Form des Coachings zu nähern.
Ich freue mich auf einen spannenden Kongress und lade Sie herzlich dazu ein.
Ihr
Bernd Busemann
Niedersächsischer Justizminister